
Wer einen neuen Monitor sucht und ein wenig von der Materie versteht, macht sich auch über die Art des Panels Gedanken.
Schauen wir uns in diesem Artikel also die TN-Panels an: In welchen Disziplinen glänzen sie und wo sind sie gegenüber IPS, VA & Co. im Nachteil?
Inhaltsverzeichnis
Wie funktioniert ein TN-Panel eigentlich?
Twisted-Nematic-Panels basieren auf Flüssigkristallen, die in einzelnen Pixeln zusammengefasst sind und entsprechend der anliegenden Spannung reagieren. Je nach Spannungsmenge ändert sich die Ausrichtung dieser Kristalle, was die optischen Eigenschaften des Panels verändert: Mit steigender oder fallender Spannung kann mehr oder weniger Licht durch die Veränderung der Ausrichtung der Kristalle durchgelassen werden. Das ermöglicht die Steuerung der Helligkeit des Panels.
Insgesamt sind TN-Panels in ihrer Herstellung sehr günstig, was am Ende auch einen Preisvorteil beim Käufer bedeutet: Monitore, die auf TN-Technik basieren, zählen zu den preiswertesten Modellen am Markt. Andererseits ist für den Betrieb der Geräte auch recht wenig Strom erforderlich, was auch die Folgekosten drückt.
Diese Tatsachen und auch die Fähigkeit, sehr schnelle Reaktionsgeschwindigkeiten zu erzielen, machen TN-Monitore vor allem bei Gamern beliebt.
Vorteile von TN-Panels im Alltag: Die Reaktionsgeschwindigkeit
Brillieren können TN-Panels (neben der Preisfrage) vor allem im Bereich der Reaktionsgeschwindigkeit: Die beschriebenen Änderungen der Kristallausrichtungen brauchen immer eine gewisse Zeit. Diese fällt mal mehr und mal weniger umfangreich aus und wird bei allen Monitoren in Millisekunden gemessen. (Wie sog. LCD-Displays bzw. Flüssigkristallanzeigen im Detail funktionieren, haben wir in einem anderen Beitrag thematisiert.)
Genutzt wird heutzutage normalerweise der GTG-Wert – Grey-To-Grey. Er beschreibt, wie viel Zeit vergeht, bis ein Pixel von Hellgrau zu Weiß und wieder zurück zu Hellgrau schaltet. In der Vergangenheit wurde für die Geschwindigkeitsmessung häufig BWT verwendet – die Black-White-Time.
Da der Wechsel von komplett Schwarz auf komplett Weiß jedoch deutlich weniger praxisrelevant ist, wird inzwischen immer GTG genommen (mit einer Ausnahme: Marketingbroschüren nutzen noch immer gelegentlich die ultraschnellen BWT-Zeitangaben).
Im Alltag erreichen gute TN-Monitore Reaktionsgeschwindigkeiten von 1 Millisekunde im GTG-Test. Je höher der Wert, desto eher neigt der Monitor zur Bildung von Schlieren bei schnellen Änderungen des Bildschirminhaltes – etwa in Spielen, wenn sich ein Spieler schnell um die eigene Achse dreht.
Dieser Effekt, der auch als Ghosting bezeichnet wird, tritt bei niedrigeren GTG-Werten (und höheren Bildwiederholfrequenzen) seltener auf und ist bei Spielern durchaus ein wichtiges Kaufkriterium.
Hohe Bildwiederholfrequenzen bei TN-Monitoren
TN-Panels waren Vorreiter bei der Einführung immer höherer Bildwiederholfrequenzen. Für einen langen Zeitraum waren 60 Hz der Standard: Der Bildschirminhalt wurde also 60 Mal pro Sekunde aktualisiert, was einem Intervall von 16,67 Millisekunden pro neuem Bild entspricht.
Vor allem für Spieler haben sich in den letzten Jahren aber auch immer höhere Frequenzen durchgesetzt – wie 120, 144, 160 oder gar 240 Hz. Je häufiger der Bildschirminhalt aktualisiert wird, desto schärfer bleibt das Bild auch bei schnellen Bewegungen (vorausgesetzt, die Grafikkarte kann Bilder auch in dieser Frequenz berechnen).
Der Vorteil dieses Effekts verschärft sich mit den eigenen Fähigkeiten. Das heißt: Je besser der Spieler spielt, desto größer ist der Vorteil durch höhere Hertz-Raten.
Ein Video, das diesen Effekt eindrucksvoll präsentiert, finden Sie hier (auf Englisch):
Nicht zu verschweigen ist allerdings abseits der technischen Erklärungen, dass das menschliche Auge nach wie vor bei jeder Person anders reagiert.
Manche Menschen nehmen den Unterschied zwischen 60 und 120 Hz gar nicht wahr, andere reagieren bereits empfindlich, wenn es weniger als 144 Hz sind. Hier gilt es, eigene Erfahrungen zu sammeln und so den optimalen Monitor auszuwählen.
Der große Nachteil von TN-Panels
Altbekannt und auch heute noch immer sehr relevant ist der eine, große Nachteil der TN-Panels: die Blickwinkelabhängigkeit. Während beim In-Plane-Switching (IPS) und Vertical Alignment (VA) eine weitgehende Blickwinkelunabhängigkeit erreicht wird, fällt diese bei TN-Panels gravierend aus.

Das bedeutet: Ein farbechtes Bild bekommt der Nutzer nur dann zu sehen, wenn er sich möglichst gerade vor dem Bildschirm befindet. Sobald der Kopf und damit die Augen des Anwenders nicht mittig vor dem Monitor zentriert sind, stellen sich Farbverfälschungen ein.
Wer sich also leicht zur Seite neigt oder aufsteht und von oben auf das Bild schaut, wird TN-typische Farb- und Kontrastverzerrungen wahrnehmen: Weiß kippt um in Gelb oder Beige, aus Rot wird vielleicht Violett oder Rosa, Blau erinnert eher an ein ausgewaschenes Türkis und so weiter. Fällt der Blickwinkel zu extrem aus, sieht das Bild fast schon aus wie ein Foto-Negativ und ist praktisch nicht mehr zu erkennen.
Zwar konnten die Hersteller im Laufe der Jahre die TN-Technik immer weiter verfeinern, sodass ein modernes Panel diesen Nachteil deutlich weniger extrem präsentiert als ein Modell von vor zehn Jahren.
Vorhanden ist der Effekt aber noch immer, was auch der Hauptgrund dafür ist, dass TN-Panels in professionellen Umgebungen für Video- und Bildbearbeitung überhaupt nicht vorhanden sind.
Fazit: Für wen lohnen sich TN-Monitore?
Seine Stärken bietet das TN-Panel eindeutig im Bereich der Kosten – denn die Preisvergleiche werden noch immer von TN-Monitoren dominiert – und der Reaktionsgeschwindigkeit.
IPS- und VA-Panels konnten über die Jahre zwar aufschließen, aber die Kombination aus extrem niedrigen Reaktionsgeschwindigkeiten gekoppelt mit einer sehr hohen Bildwiederholfrequenz ist nach wie vor den TN-Panels vorbehalten. Prädestiniert ist der TN-Monitor damit vor allem für Spieler – denn im Büro wird der Refresh des Bildschirminhaltes niemals eine Rolle spielen.
Wenn Gaming genau in Ihrem Anwendungsbereich liegt, spricht nichts gegen die Investition in einen TN-Monitor. Sie sind, entgegen ihres Rufes, nicht „schlechter“, sondern nur für bestimmte Aufgaben nicht geeignet. Die Bild- und Videobearbeitung beispielsweise ist praktisch unmöglich auf einem Monitor mit TN-Panel – doch wenn Sie damit ohnehin nichts tun haben und die Blickwinkelabhängigkeit Sie nicht stört, können Sie bei TN-Panels bedenkenlos zugreifen.