
4K? Veraltet! Der 8K-Zug rollt schon seit einigen Jahren, wenngleich auch noch Abseits vom Mainstream und eher auf Messen anzutreffen.
Doch bringt eine weitere Verdoppelung der Auflösung und damit eine Vervierfachung der Pixelanzahl noch einen sichtbaren Vorteil? Sind wir bald am Ende der menschlichen Wahrnehmung angekommen – oder wird sich 8K in einigen Jahren genauso verbreiten wie aktuell 4K? Finden wir es heraus!
Inhaltsverzeichnis
8K/UHD-II – Lohnt sich das denn?
Diese Frage tritt immer wieder auf, wenn es neue technische Entwicklungen zu bestaunen gibt. Menschen waren einst mit VHS-Videokassetten zufrieden – dann kam die DVD und deren Auflösung war bereits so hoch, dass sich einige Filmfreunde bei Aufkommen von 720p und vor allem 1080p gefragt haben, „ob sich das denn lohnt“. Die Frage danach, ob sich etwas lohnt oder nicht, ist dabei immer eine Abwandlung einer anderen, verwandten Frage: „Wer braucht denn sowas?“
Die Antwort ist ganz einfach: Solang der Markt (sprich: die Anwender) es verlangt, lohnt sich auch die Herstellung und es wird sich auch jemand finden, der 8K-Auflösungen in seinem Wohnzimmer haben will. Bevor wir nun jedoch zu tief in die Ökonomie von TV-Geräten mit 8K-Auflösung einsteigen, schauen wir uns lieber die technische Seite an.

Was sind 8K-Fernseher?
Sowohl die horizontale als auch die vertikale Auflösung verdoppelt sich, wenn wir den Sprung von 4K auf 8K machen. Während ein 4K-Fernseher passende Inhalte in 3.840 * 2.160 Pixel darstellt, kommen bei einem 8K-Gerät 7.680 * 4.320 Pixel zum Einsatz. Dadurch vervierfacht sich die Anzahl der Pixel auf dem Display: Bei einem 4K-Bildschirm sind es etwa 8,3 Millionen Pixel, ein 8K-Fernseher zeigt ungefähr 33,2 Millionen Bildpunkte an.

Die Steigerung der einzelnen Bildpunkte fällt somit enorm aus. Das macht sich bei der Pixeldichte, die normalerweise in einzelnen Pixeln pro Quadratzoll („ppi“ = „pixel per inch“) angegeben wird, bemerkbar:
- Auf einem 50 Zoll großen Fernseher beträgt die Pixeldichte für einen 4K-Fernseher 88,12 ppi.
- Wenn wir nun auf derselben Größe 8K-Auflösung haben, steigt die Pixeldichte auf 176,23 ppi.
Mit anderen Worten: Der Gewinn an Schärfe wird klar erkennbar sein – aber vielleicht nicht für jeden und nicht bei jeder Fernsehergröße (dazu später mehr).
Die Bedeutung der Bildschirmdiagonale
Je größer die Diagonale, desto einfacher sind einzelne Pixel zu erkennen. Da die Masse an insgesamt verfügbaren Bildpunkten auf dem Bildschirm gleichbleibt, aber die Fläche des Fernsehers mit wachsender Diagonale zunimmt, werden auch die einzelnen Pixel immer größer. Auch hier hilft ein Rechenbeispiel:
- Auf einem Full-HD-Fernseher mit einer Diagonalen von 40 Zoll liegen die einzelnen Pixel 0,46 Millimeter voneinander entfernt.
- Ein 4K-Fernseher mit der identischen Größe platziert seine Bildpunkte dementsprechend nur 0,23 Millimeter auseinander.
Das bedeutet im Praxiseinsatz: Die Bildschärfe steigt, da mehr Pixel pro Fläche bereitstehen, um Details abzubilden. Stehen für die Rückennummer eines Fußballers in Full-HD-Auflösung vielleicht nur 400 Pixel zur Verfügung, sind es in 4K-Auflösung bereits 2.000 Pixel. In 8K-Auflösung sind es entsprechend 8.000 Pixel. Ein einzelner Pixel auf einem alten 720p-Fernseher muss vielleicht mehrere Grashalme auf dem Fußballplatz mit nur einer Handvoll Bildpunkten abbilden und zeigt daher eine Mischung aus allen Farbwerten dieser Grashalme an. Ein UHD-II bzw. 8K-Fernseher könnte schon jeden Grashalm einzeln darstellen, da genügend Pixel zur Verfügung stehen.
Wir lernen daraus, dass mit zunehmender Bildschirmgröße auch die Bedeutung der Auflösung zunimmt. Kleine Auflösungen auf großen Displays führen dazu, dass mit wachsender Diagonale individuelle Bildpunkte immer besser erkennbar werden. Man könnte somit auch sagen, dass hohe Auflösungen eine absolute Notwendigkeit sind, um die immer größer werdenden Bildschirme auch mit einer ausreichenden Menge Pixel zu versorgen. Dass diese These stimmt, zeigt ein Blick auf die aktuell verfügbaren Geräte: Unter 55 Zoll werden 8K-Fernseher gar nicht angeboten.
Das Problem der verfügbaren Inhalte
Eine ebenfalls bedeutende Frage hinsichtlich der Frage, ob sich 8K-Geräte aktuell lohnen, betrifft die Inhalte. Physische Medien sind aktuell beispielsweise noch gar nicht verfügbar. Blu-rays machen bei 4K und 3D Schluss. Ob 8K noch kommen wird, ist ebenfalls nicht ganz sicher, da die Datenrate von 4K auf 8K um das Vierfache ansteigt und daher genügend Speicherplatz auf den Blu-ray-Discs vorhanden sein muss. Nicht einmal die Spezifikationen für eine solche, theoretische 8K-Blu-ray sind bislang abgesegnet. In naher Zukunft ist an dieser Front also nichts zu erwarten.
Es bleiben die Streaming-Anbieter, die aufgrund der veränderten Logistik für die Auslieferung ihrer Inhalte schon immer schneller auf neue Technik-Züge aufspringen konnten. Bei Netflix, Amazon & Co. sind 8K-Inhalte denkbar, bei YouTube gibt es jetzt bereits zahlreiche Videos in dieser Auflösung zu bestaunen. Dennoch ist dieser Content bislang das, was 4K-Inhalte waren, als diese Geräte vor vielen Jahren zuerst auf den Markt kamen: rar gesät und für Enthusiasten.
Bis echte Spielfilme und Serien in großer Anzahl verfügbar sind, werden also noch einige Jahre vergehen – und wie sieht es mit Spielen aus?
Gaming am Fernseher und 8K
8K-Benchmarks für Spiele am PC zeigen deutlich, dass die Zeit der Spiele in dieser Auflösung ebenfalls noch nicht gekommen ist. Eine GeForce RTX 2080 Ti bringt es im recht beliebten (aber auch schon einige Jahre alten) Online-Shooter Rainbow Six: Siege auf durchschnittlich 27 fps in 8K-Auflösung. Mit 26 fps zeigt auch Rise of the Tomb Raider, dass bereits die Marke von 30 fps kaum zu erreichen ist. Wohlgemerkt handelt es sich in beiden Fällen um einige Jahre alte Spiele. In modernen Titeln dürfte der Einbruch daher noch stärker sein.
Zugleich ist eine GeForce RTX 2080 Ti leistungsfähiger als es auch die kommende PlayStation 5 und Xbox Series X sein wird. Spieler, die auf Konsolen in 8K spielen möchten, werden darauf in dieser kommenden Konsolen-Generation also nicht hoffen müssen. In den Konsolen steckt Hardware, die der von leistungsstarken PCs schon bei Erscheinen unterlegen sein wird – an Spiele in 30 oder gar 60 fps wird damit für eine lange Zeit noch nicht zu denken sein.
Von Marketingaussagen darüber, dass beide Konsolen 8K beherrschen würden, sollten Sie sich nicht hinreißen lassen. Gemeint ist in beiden Fällen, dass HDMI 2.1 unterstützt wird – und über diesen Standard ist die Übermittlung von Videosignalen in 8K bei bis zu 60 fps möglich. Das wird jedoch Content wie Videos und Filmen vorbehalten sein. An in Echtzeit berechnete Spiele wird kein Entwickler in absehbarer Zeit denken (außer sehr simple Games in 2D eventuell).
Zusammengefasst können wir festhalten, dass weder Spiele noch Filme aktuell im 8K-Land angekommen sind. Bis es soweit ist, werden noch einige Jahre vergehen.
Werden solche Auflösungen überhaupt wahrgenommen?
Leider ist es kaum möglich, 8K-Auflösungen eine pauschale Empfehlung oder eine glatte Absage zu erteilen. Denn: Die Augen des Menschen unterliegen nun mal keinen technischen Spezifikationen und fallen bei jedem Zuschauer unterschiedlich aus. Es gibt Personen, die zwischen 720p und 1080p oder zwischen 60 Hz und 144 Hz auf einem Computermonitor keinen Unterschied sehen. Andere wiederum brauchen nicht einmal eine Sekunde, um diese Unterschiede zu erkennen.
Ob Sie als Leserin oder Leser somit einen 8K-Bildschirm anschaffen sollten, hängt somit auch von ihren eigenen Sehgewohnheiten ab. Müssten wir jetzt dem durchschnittlichen Bürger eine Empfehlung aussprechen (der sich für Technik nicht sonderlich interessiert und daher auch keine Fachartikel wie diesen lesen würde), würde diese wahrscheinlich negativ ausfallen. Maßgeblich sind dafür drei Faktoren verantwortlich:
- 8K-TVs sind aktuell noch sehr teuer. Das günstigste Angebot im Preisvergleich beläuft sich auf 2.200 Euro (Stand: Mai 2020). Im Vergleich dazu sind 4K-Fernseher von einem Markenhersteller (in diesem Fall LG mit dem 43UM7100PLB) schon für 273 Euro zu bekommen – ein Zehntel des Preises.
- Inhalte sind bislang rar gesät. Hier und da stößt der Zuschauer auf Streaming-Plattformen oder bei YouTube vielleicht auf 8K-Videos, doch die Verfügbarkeit von physischen Medien à la Blu-ray ist beispielsweise gar nicht gegeben – vom Fernsehprogramm ganz zu schweigen.
- Um die Vorteile von 8K wirklich auszuspielen, sind sehr große Bildschirme notwendig. Im Handel beginnen entsprechende Geräte bei 55 Zoll und erstrecken sich bis hinauf zu 98 Zoll. Das sind Diagonale, die für den typischen Haushalt in Deutschland schnell ganz einfach zu groß sind, um sie bequem in das Wohnzimmer zu integrieren.
Sind Sie absoluter Technikenthusiast und Geld spielt keine große Rolle – womit dann hoffentlich auch die Räumlichkeiten groß genug sind –, dürfen Sie natürlich zuschlagen. Nachteile gegenüber 4K-Geräten gibt es nicht. Bis 8K beim durchschnittlichen Anwender angekommen ist, wird aber noch viel Zeit vergehen.
Fazit und die Rolle von 8K in der Zukunft
Wenn Sie den Artikel bis hierher aufmerksam verfolgt haben, werden Sie vielleicht festgestellt haben, dass wir ein recht düsteres Bild von der 8K-Auflösung gezeichnet haben: zu teuer, keine Inhalte, keine Verbreitung. Das sind jedoch allesamt nur temporäre Einschränkungen, die in der Zukunft gelöst werden. Die Preise werden fallen und Inhalte werden produziert werden – und dann wird auch die Nachfrage nach entsprechenden Geräten steigen.
Sinnvoll ist die Entwicklung nämlich in jedem Fall: Ein Schärfe-Gewinn ist immer zu begrüßen und führt langfristig dazu, dass etwa Naturaufnahmen aussehen werden, als wären Sie live vor Ort und könnten Pflanzen und Tiere beinah anfassen. Wer ein solches Gerät schon einmal auf einer Messe gesehen hat, wird den unglaublichen Effekt auf entsprechend großen Geräten mit Preisen im hohen fünfstelligen Bereich kennen.
Bis dahin bleibt der Kauf eines 8K-Fernsehers ein Bonus für Technik-Begeisterte.